BLUE BUZZ

Aktuelle Beiträge zu vernünftiger Kapitalanlage.

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29.04.2019

CHina

In den letzten Tagen wurde viel über das "Belt & Road"-Powerplay der Chinesischen Regierung geschrieben. Bundespräsident Maurer weilt in China, um einerseits einen Staatsempfang der Schweiz zu geniessen, andererseits auch um wirtschaftliche Beziehungen im Rahmen der genannten Chinesischen "Initiative" zu knüpfen.

Ich persönlich war 2001 erstmals in China und habe gesehen, was bereits damals "abging". Per se mag ich die Chinesen: Sie sind ein anständiges und sehr tüchtiges Volk. Andererseits aber ist China eine sozialistische Diktatur, welche den Kapitalismus geschickt nutzt, um seine globale Macht auszubauen. Die Art und Weise, wie sich dieses Riesen-Reich ausbreitet, ist fast beängstigend. Zumal es auf einen gerade wegen dieser schieren wirtschaftlichen Gewalt gelähmten Westen trifft. China wird im Westen immer mehr an Macht gewinnen. China wird sich in den nächsten Jahren immer mehr ausbreiten und dabei Cheque-Buch-Diplomatie betreiben, wie es dies soeben in Italien getan hat: Die Chinesen bezahlen den notorischen Zauderern die verschlafene Erneuerung der Infrastruktur, wenn Italien dafür seine Grenzen und Verkehrswege öffnet. Der Westen und insbesondere Europa sind schon fast gefallen. Zu schwach ist das mit sich selbst beschäftigte Staatengebilde "EU", als dass es der "Super Power" China mit einer klugen Strategie entgegentreten könnte. Die USA ist zu weit weg und zu müde, um den noch müderen Europäern zur Seite zu stehen.

Was kann und soll die Schweiz tun? Ein kleines Land wie die Schweiz (man kann es ja schon fast nicht mehr hören, aber wir sind es nun einmal mit allen Vor- und Nachteilen) hat keine andere Wahl, als bei dieser epochalen geopolitischen Verschiebung der Macht clever mitzuspielen. Sie muss sich als kleiner, neutraler Global Player im Herzen von Europa positionieren. So kann die Schweiz von der massiven Ausweitung des Chinesischen Einflusses profitieren, ohne gänzlich überrollt zu werden. Wer mitspielt, kann auch die Regeln mitbestimmen. China braucht in Europa verlässliche und stabile Verbündete. Die EU ist es nicht, Italien oder Griechenland sind es sowieso nicht. 

Ob wir den Gedanken mögen, oder nicht: Die Schweiz hat keine andere Wahl, als ein Verbündeter von China zu sein. Dass man in dieser Position die Menschenrechte ansprechen und erwähnen kann, dass man weiss, wie Demokratie funktionieren würde, versteht sich von selbst. Und selbstverständlich: Wir haben und werden es bis auf weiteres mit einer sozialistischen Diktatur zu tun. Dem muss man sich bewusst sein. Aber sowohl in der Politik, wie auch in der Wirtschaft gilt: Man hat keine Freunde, nur Interessen. So läuft das nun einmal.

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10.04.2019

It's the Asset Price Inflation, stupid!

Inflation wird seit jeher mittels eines Warenkorbs an Gütern und Dienstleistungen gemessen, welche wir konsumieren. In der Schweiz ist dafür die Basis der «Landesindex der Konsumentenpreise». Und hier liegt der springende Punkt. Die Inflation misst nur die Konsumentenpreise, nicht Preise generell. Diese Messmethode impliziert, dass nur Konsumpreis-Inflation ein Problem darstellt. Hier bin ich aber mittlerweile anderer Meinung.

Was die Geldschwemme der Notenbanken in den vergangenen 10 Jahren bewirkt hat, ist eine Vermögenspreisinflation (Asset Price Inflation). Eine Vermögenspreisinflation entsteht, wenn aufgrund einer lockeren Geldpolitik Vermögenspreise inflationsartig ansteigen. Ursächlich dafür kann beispielsweise ein künstlich tiefes Zinsniveau sein, welches den Immobilien oder Aktienmarkt aufgrund von Ausweich- oder Arbitrage-Bewegungen verzerrt. Wissenschaftlich ist dieses Phänomen leider sehr wenig erforscht, es ist aber genau das, was wir zurzeit unbestrittenermassen erleben.

Es kann argumentiert werden, dass Vermögenspreisinflation ja Wohlstand schafft. Das mag auf dem Papier sein. Wahrer Wohlstand wird aber nicht geschaffen, wenn Vermögenspreise unabhängig der Entwicklung der zugrundeliegenden Produktivitätsentwicklung einer Volkswirtschaft steigen. Es ist dann in den Vermögenspreisen genau so viel «heisse Luft», wie in den durch die Ausweitung der Geldmenge gestiegenen Preise für Konsumgüter.

Da wir im Nachgang zur Finanzkrise eine vom Ökonomen Richard Koo beschriebene Bilanzrezession erleben respektive erlebt haben, in welcher die Konsumenten höhere Einkommen nicht dafür verwenden, um mehr zu konsumieren, sondern um ihre Schulden zurückzuzahlen, ist der aus der Konjunkturpolitik bekannte Multiplikator nicht so stark angesprungen, wie sich die Notenbanken dies vielleicht erhofft hatten. Der Konsum stieg gemächlich, die Geldmenge – für einmal brauche ich dieses Adjektiv auch – extrem. Die von den Notenbanken für eine Normalisierung der Geldpolitik geforderte Konsumpreisinflation hat sich nicht eingestellt. Die Inflation hat sich nicht in den Konsumpreisen, sondern den Vermögenspreisen eingenistet. Wie es scheint, ohne dass es vom Publikum so wahrgenommen wird.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass wir zwar wenig – klassische – Konsumpreisinflation gesehen haben. Gefährliche – oder wie Tech-Aficionados sagen würden – disruptive Kräfte haben sich aber einerseits durch die viel zu tief gehaltenen Zinsniveaus in verschiedenen Bereichen, andererseits durch die aufgeblähten, nicht substanziierten Vermögenspreise entwickelt.

Wir sehen durchaus eine extreme Inflation – aber eben nicht in den Konsumpreisen, sondern den in Vermögenspreisen. Die enormen negativen Effekte, werden wir wohl erst in ein paar Jahren wirklich erkennen.

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29.03.2019

Verantwortungsvolles Unternehmertum

Im Jahr 2013 haben die Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger die sogenannte «Abzocker-Initiative» mit einer wuchtigen Zweidrittelmehrheit angenommen. Symbolischer Kern der Initiative war das Postulat einer nachhaltigen Unternehmensführung sowie das Prinzip des «say on pay», wonach die Aktionäre von börsenkotierten Firmen über die Vergütung der geschäftsführenden Organe abstimmen können.

Die Zustimmung des Volkes kam nicht überraschend. Nachdem der Initiant der Initiative, Thomas Minder, die übermässigen Vergütungen von Managern in der Schweiz stets angeprangert hatte, sprach der Verwaltungsrat von Novartis seinem scheidenden CEO Daniel Vasella noch ein Beraterhonorar in der Höhe von CHF 72 Mio. zu. Vasella sollte es unterlassen, für Konkurrenten tätig zu werden und seine Dienste noch für einige Zeit dem Pharma-Multi zu Verfügung stellen.

Als liberaler Politiker habe ich habe das Anliegen von Thomas Minder im Grundsatz immer unterstützt, weil ich als Luzerner Hinterländer schon immer das Gefühl hatte, dass die Saläre von Managern aber einer gewissen Betriebsgrösse dem «Mann und der Frau von der Strasse» ökonomisch – und demzufolge auch rational – nicht mehr erklärbar seien. Für mich war immer klar, dass diese Entwicklung Gift für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und für unsere freiheitliche Ordnung ist, weil damit deren Gegner auf den Plan gerufen und mit Argumenten für ihre Anliegen versorgt werden.

Mit der Art und Weise, wie Minder der Entwicklung entgegenwirken wollte, war ich nicht einverstanden, da die Aktionäre von börsenkotierten Firmen massgeblich im Ausland ansässig sind und ihnen die Zahlungen an das Management egal sind, wenn die Dividenden mindestens gehalten wird. Für Schweizer Pensionskassen würde die neue Regelung lediglich einen bürokratischen Mehraufwand bedeuten. Dies habe ich als Leiter des Anlagekomitees einer mittelgrossen Pensionskasse dann im Nachgang auf dem eigenen Schreibtisch erlebt.

Wie auch immer. Die neuen Bestimmungen traten auf 2015 in Kraft. Mittlerweile weiss man, dass die Verwaltungsräte der ins Fadenkreuz geratenen Firmen die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben. Die Löhne gewisse Exponenten in Schweizer SMI-Firmen steigen unablässig und – was besonders irritierend ist – oftmals unabhängig vom Unternehmenserfolg.

In den vergangenen Jahren habe ich mich als Vertreter der Wirtschaft politisch immer wieder für die Verteidigung der freiheitlichen Werte in unserem Wirtschaftssystem eingesetzt. Die Schweiz verdankt einen Grossteil ihres Wohlstands der freiheitlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Und insbesondere ein Faktor war in der Schweiz stets stark ausgeprägt: Die Selbstverantwortung – auch im Sinne von Selbstbeschränkung.

Als liberaler Politik fühle ich mich seit Jahren in einem ständigen Abwehrkampf gegen die freiheitliche Ordnung torpedierenden Initiativen, Bewegungen und Strömungen. Diese ziehen – und davon bin mittlerweile nicht nur ich überzeugt – ihre Energie aus dem Verhalten von Grosskonzernen und ihren Verwaltungsräten und angestellten Managements, welche bar jeder Bodenhaftung und ohne Verantwortungsgefühl in einer eigenen Welt agieren. Die Schweizer Bevölkerung ist immer weniger bereit, dafür in Form von liberalen, wirtschaftsfreundlichen Rahmenbedingungen die rechtliche Basis zur Verfügung zu stellen. Für die Freiheit einstehende Politiker brauchen ihre finanziellen und zeitlichen Ressourcen nicht mehr für die Entwicklung von zukunftsträchtigen Ideen oder für den Abbau von Bürokratie. Stattdessen sind sie es, welche die freiheitliche Ordnung gegen Angriffe verteidigen.

Und was machen die Führungsorgane von Schweizer «Multis»? Sie lassen ihre PR-Abteilungen blumig formulierte Nachhaltigkeitsberichte verfassen und gehen dann zu Tagesordnung über.

Ich persönlich bin nun aber nicht mehr bereit, dieses Verhalten indirekt mitzutragen und die internationale Manager-Kaste tagtäglich auf der Strasse, am Stammtisch oder mit Leserbriefen zu verteidigen.

Ich habe genug.

Unser erfolgreiches, freiheitliches System verteidige ich am besten, in dem ich deren Totengräber auffordere, ihre Verantwortung wahrzunehmen und ihr Verhalten zu ändern.

Mit einer primär aus der Vertretern der Wirtschaft und Politik zusammengesetzten «Allianz für verantwortungsvolles Unternehmertum» (AVU) möchte ich dazu beitragen, dass wir in der Schweiz auch in Zukunft ein von der Bevölkerung getragenes, freiheitliches Wirtschaftssystem haben, in welchem verantwortungsvoll agierende Unternehmen florieren können.

Wer mich dabei unterstützen möchte, kann sich unter kontakt@thebluefinance.ch bei mir melden. Über einen möglichst breiten Support aus Wirtschaftskreisen würde ich mich sehr freuen.  Melden Sie sich! Im Laufe des Frühlings soll es losgehen.

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12.02.2019

In Sight | Frühjahr 2019

Wenn der Vorhang fällt

1989 ist in Berlin die Mauer gefallen. Das hat eine rund 40 Jahre herrschende, zwar etwas makabre, aber stabile Weltordnung dies- und jenseits des Eisernen Vorhangs aus den Fugen gehoben. Die dadurch freigesetzten Kräfte haben weltweit eine rasante Entwicklung in Gang gesetzt, welche retrospektiv als Gegenbewegung oder Kompensation bezeichnet werden kann. Doch wie fast immer, wenn Energien unterdrückt werden, schlägt das Pendel in der Regel immer etwas zu weit aus. So auch in den letzten 30 Jahren. Schauen wir zuerst zurück.

Aufholjagd schafft neue Ungleichgewichte

Die ehemals kommunistischen Ostblockländer wurden in einen teilweise mehr, teilweise weniger bis gar nicht geordneten Kapitalismus entlassen. Ebenfalls setzte der Asiatische Kontinent zu einer Aufholjagd an, wie sie nur möglich ist, wenn ehemals unterdrückte Länder in einer freiheitlich organisierten Welt «domestiziert» werden. Da die Entwicklung mehr oder weniger beispiellos war, lies man sie wohlgemut geschehen.

Die EU begab sich ab 1992 auf einen rasanten, und man kann sagen, undifferenzierten, fast idealistischen Expansionskurs, welcher massgeblich von einer basisfernen politischen «Elite» ohne Rücksicht auf nationale Befindlichkeiten vorwärtsgetrieben wurde. Diese «hors-sol»-Politik führte dazu, dass sich im System EU grosse Spannungen aufgebaut haben, welche sich nun allmählich, aber halt ruckweise, abgebaut werden. Die EU hat es verpasst, sich passende Strukturen zu geben. Die Währung namens EURO ist ein politisches Projekt und eine ökonomische Fehlkonstruktion. Wie immer, wenn die Politik das Primat über den Markt hat, muss das Resultat zumindest kritisch betrachtet werden. Die Antwort der (noch) 28 EU-Länder war eine beispiellose Geldflut mit der Spritzkanne. Faktisch hat die EZB die Staatsdefizite zahlreicher EU-Länder finanziert. Das wäre gemäss Maastricht-Vertrag zwar verboten, das interessiert aber – Achtung: Primat der Politik! – auch die Gerichte nicht. In Europa – und damit auch der Schweiz – hat dies zu immensen Spannungen im System geführt, welche sich auf die eine oder andere Weise entladen werden.

Mit dem grossmehrheitlichen, vermeintlichen Ende des Sozialismus hat auch die Globalisierung einen enormen Schub erfahren. Produktions- und Handelsketten wurden global. Es wurde und wird produziert, wo es gerade am günstigen ist. Global hat dies enorme Produzentenrenten geschafft und Aktionäre rund um den Globus beglückt. Dass damit die Inflation stark gedämpft worden ist, kann rückblickend als positiver Nebeneffekt bezeichnet werden. Die Globalisierung hat in den Emerging Markets Millionen von Menschen aus der Armut behoben und im Westen die Oberschicht noch reicher gemacht.

Und heute?

Im Gegensatz zur Schweiz, wo das Volk quartalsweise seine Meinung kundtun und sich generell stärker am politischen Prozess beteiligen kann, sind in der EU in den vergangenen Jahren die Spannungen ans Tageslicht gekommen. Nationalistische Tendenzen sind nichts anderes als die Früchte der asymmetrischen Verteilung von Wohlstandsgewinnen und der Ignoranz von politischen Eliten in der westlichen Welt. Ob in den USA, Deutschland, Italien, Frankreich oder selbst im kultivierten Österreich: Das Volk wählt die Alternative, um das bestehende, teilweise fast feudalistische System zu brechen. Egal, wer die Alternative ist. Hauptsache, es ändert sich etwas. Das Establishment reibt sich die Augen und geht zur Tagesordnung über.

China hat sich derweil zum Ziel gesetzt, die neue dominierende Weltmacht zu werden. Auch hier reibt sich der Westen die Augen: Wer gedacht hätte, dass der WTO-Beitritt des Reichs im Jahre 2001 dazu führen würde, dass sich China fortan als mustergültiger Teilnehmer am Weltmarkt an die Spielregeln halten würde, sieht sich getäuscht. China weiss ganz genau, dass das Riesenreich im Rücken im bilateralen Verhältnis mit exportierenden Staaten ein unbezahlbares Pfand ist. Wer mit dem aufstrebenden Riesen Geschäfte machen will, muss sich an die Regeln des sozialistischen Regimes halten. Geld regiert die Welt. Und so beugen sich Weltverbesserer wie Google oder andere US-Firmen dem Diktat der Partei in Peking. Zensur wird toleriert, wenn dafür der Yuan rollt. Das Land der aufgehenden Sonne hat es geschafft, mit Kapitalismus erster Güte enorme Gewinne zu machen, diese aber als Wohltat der sozialistischen Partei darzustellen und dabei das kommunistische Regime sogar noch zu stärken. Mit Demokratie und Menschenrechten ist es trotz zunehmendem Wohlstand nicht weit her. Dank der teils kopierten, teils selbst erarbeiteten technologischen Möglichkeiten ist des der Führung des Landes gelungen, die Überwachung der Bevölkerung fast zu perfektionieren. Ein hochtechnologischer Überwachungsstaat reibt sich die Hände ob der Möglichkeiten, welche die enge globale Vernetzung bietet.

In den Vereinigten Staaten ist das nicht unbemerkt geblieben und die vergessene Mittelschicht, welche von der Globalisierung mitnichten profitiert hat, beginnt sich nun zu wehren. Die Spannung hat sich 2016 mit der Wahl des neurotischen Selbstdarstellers Donald Trump zu Präsidenten begonnen zu lösen. Was jetzt folgt, ist der Eisberg, welcher sich in Bewegung gesetzt hat.

Die Schweiz als das gemäss einer aktuellen Statistik des KOF mit der Welt am stärksten vernetzte Land kann es sich derweil leisten, sich führungslos um Dinge wie Kuhhörner oder die Auswahl von Kampfflugzeugen zu kümmern. Denn als kleines Land war und ist sie dazu verdammt, vernetzt und flexibel zu sein. Diese wird ihr in den nächsten Jahren zum Vorteil gereichen. Auch hierzulande werden die Beben, die die Spannungen, welche sich überall auf der Welt aufgebaut haben, ab und zu ein Schütteln verursachen. Aber die Schweiz wird damit umzugehen wissen. Die grösste Gefahr lauert im Inland. Saturiertheit und Selbstgefälligkeit sind mittlerweile zweifelslos diagnostizierbar. Wenn es der Schweiz nicht gelingt, hier auf den liberalen Pfad der Tugend zurückzukehren, gibt sie ohne Not ihre Trümpfe im politischen Pausenplatzgerangel ab, welche sie beim Gerangel in der Rückabwicklung der Globalisierung gut gebrauchen kann.

Dass die Schweiz umgeben ist von einem Gebilde, welches über die letzten 5 Jahre eine Geldpolitik betrieben hat, welche völlig fehlgeleitet ist, hilft ebenfalls wenig, sondern ist Grund zu Besorgnis. Wenn eine EZB die Märkte trotz moderatem Wirtschaftswachstum mit Geld flutet und die Schweizer Nationalbank sich in Sippenhaft begibt, bleibt einem immer mehr die Sprache weg. Das geldpolitische Experiment in der EU wird kein gutes Ende nehmen und für den Schweiz Franken bedeutet dies alles andere als Abwertung.

Es wird sich zeigen, ob die Zeichen der politischen «Vorbeben» richtig gedeutet werden, oder ob die Vogelstrauss-Strategie in zahlreichen Ländern weitergeführt wird. Es ist eine diffuse und – weil global – komplexe Gemengelage, welche noch einige Zeit vor sich hin «köcheln» kann.

Anlagestrategie: Die Chancen-Risiko-Hantel

Für Investoren ist hierbei ein Risiko, zwischenzeitliche Opportunitäten in gewissen Märkten zu verpassen. Ein mindestens gleich grosses Risiko ist aber, dass man in den falschen Momenten in den falschen Märkten exponiert ist.

The Blue Finance empfiehlt deshalb, anlagetaktisch eine «Hantelstrategie» zu fahren. Auf der einen Seite der Stange legen wir aus der Chancen-Perspektive an. Dazu legen wir unseren Kunden Aktien von Regionen ins Depot, welche strukturell stark und am Wachsen sind. Dazu zählt für uns einerseits die Schweiz, welche stark vom Export in die aufstrebenden Länder profitiert und deren Unternehmen international vernetzt sind. Zudem ist der notorisch starke Franken ein Stahlbad, welches die Firmen für den internationalen Wettbewerb stählt. Andererseits gehört ein Engagement in den Emerging Markets und insbesondere in Asien zur wachstums- und chancenorientierten Seite der Hantel. Dabei kann auf Aktien, wie auch auf Obligationen in Hartwährung gesetzt werden.

Die andere Seite der Hantel ist dominiert als Gegengewicht die Risiko-Perspektive. Allem voran zählen hier dividendenzahlende Aktien von Goldproduzenten sowie das gelbe Edelmetall selber zu den präferierten Anlagen. Gold hat den Nimbus als das ultimative Zahlungsmittel nicht verloren. Insbesondere in Zeiten, in welche diese tote Materie totgeschrieben wird, empfiehlt es sich, zuzugreifen. Als Ergänzung kann auf dieser Seite der Hantel auch auf Schweizer «Betongold», also Immobilienanlagen, gesetzt werden. Sollten die erwarteten Beben tatsächlich ausbrechen, wird Grund und Boden in der Schweiz sicher nicht an Wert verlieren. Auch werden steigende Zinsen in einem solchen Szenario kein Problem für Immobilien darstellen.

In der Mitte der Hantel positionieren wir uns mit Bargeld oder kurzlaufenden Obligationen. Sie sind das Pulver, welches opportunistisch verschossen werden kann, wenn sich ins Bild passende Gelegenheiten bilden.

Es sind nicht gerade aufbauenden Zeilen, welche wir hier zum Besten geben. Aber wenn Notenbankiers und Politiker die Augen vor der Realität verschliessen, sollten es verantwortungsvoll und professionell handelnde Investoren es ihnen nicht gleichtun. Stattdessen ist es ihre Pflicht, originelle Antworten darauf finden, wie die Anlageziele auch einem herausfordernden Umfeld bestmöglich erreicht werden. Das Blaue Wunder überlassen wir gerne anderen.

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07.02.2019

Fachartikel Februar 2019 | Aktiv vs. Passiv - Pro & Con

In den vergangenen Monaten war in verschiedenen Medien zu lesen, dass der «Siegeszug» des passiven Investierens etwas ins Stocken geraten sei. Tatsächlich scheinen sich die Wachstumsraten bei den Exchange Traded Funds (ETF; an der Börse gehandelte Index-Fonds mit der Rechtsstruktur von Aktien) und den klassischen Indexfonds etwas abgeschwächt zu haben. Aus unserer Sicht ist dies ein Zeichen, dass der Markt für indexiertes Anlegens langsam reif und – man kann sagen – erwachsen wird. Auch hier wachsen die Bäume nicht in den Himmel.

The Blue Finance setzt neben ausgewählten Direktanlagen sowohl aktive, als auch passive Fonds ein. Im Folgenden gehen wir darauf ein, wann der Einsatz von Indexfonds oder ETFs aus unserer Sicht angezeigt ist und wann durchaus auch wirklich aktive Fonds zum Zug kommen können.

Bei der Auseinandersetzung mit der Frage «aktiv vs. passiv» sollte sich der geneigte Investor sich als erstes einige anlagephilosophische Fragen stellen. The Blue Finance ist dezidiert der Meinung, dass es eigentlich ein «passives Investieren» nicht gibt. Der Weg zur Allokation von Vermögen mit einem konkreten Ziel ist gepflastert mit aktiven, bewussten Entscheiden.

Kaufe ich den Aktien-Weltindex in USD und lege ihn in Form eines Indexfonds ins Depot, oder soll es bei der Anlagetätigkeit dann doch etwas raffinierter zu und her gehen? Bevor in einem zweiten Teil auf die eher «handwerklichen» Überlegungen bei der Anlage in aktive oder passive Fonds eingegangen wird, werden im Folgenden Argumente für oder wider das Anlegen hin Index-Produkte dargelegt.

Argumente und Überlegungen dafür:
 

  • Preis | Wirklich passive Fonds sind in der Regel günstiger, als aktiv verwaltete Fonds, weil von Seiten der Managements keine Kosten für Titel- oder Makro-Research entstehen.
  • Handling | ETFs und Indexfonds sind einfach in der Handhabung. Mit einer Transaktion kauft der Investor sind ein «Exposure» zu einem bestimmten Markt oder Marktsegment.
  • Breite | Damit zusammenhängend ist die Breite respektive Diversifikation der Anlagen ein Vorteil. Der Anleger ist mit einem passiven Fonds per se schon recht gut diversifiziert. Allerdings gilt dies für viele aktiv verwaltete Fonds auch. Selbst aktive Fonds, welche von sich behaupten, sehr konzentriert anzulegen, sind in Tat und Wahrheit mit 20-30 Titel schon gut diversifiziert.


Kritische Aspekte

Undifferenziertheit | Mit einer klassischen, marktgewichteten indexierten Anlage kauft man einfach den gesamten Markt – unabhängig davon, ob man die einzelnen Titel auch individuell im Depot haben möchte. Skandalumwobene Titel sind in einem Indexfonds ebenso vertreten wie schlecht finanzierte und konkursgefährdete Firmen. Im Bereich der Obligationen zeigt sich die fast schon paradoxe Situation, dass man mit dem Kauf des Index’ automatisch die am meisten verschuldeten Länder oder Firmen im Depot hat. Ob dies wünschenswert ist, steht auf einem anderen Blatt. Kurzum: Es wird nicht auf die Qualität der Emittenten oder Firmen geschaut.

Gambling | Mit der erhöhten Liquidität von insbesondere ETFs hat an den Märkten die Gambling-Szene ein weiteres Instrument gefunden, um ihrer Tätigkeit zu frönen. ETFs sind innerhalb von Sekunden gekauft oder verkauft und es ist mittlerweile anerkannt, dass das undifferenzierte Kaufen und Verkaufen des «Marktes» die Volatilität desselben erhöht. Ob das gut ist, oder nicht, muss jeder Marktteilnehmer für sich entscheiden. The Blue Finance findet es keine gute Entwicklung.

Herdentrieb | Der Herdentrieb, eines der am meisten beobachteten und dokumentierten Phänomen der Behavioural Finance, wird durch ETFs verstärkt. Wenn die Differenzierung der Anlagen keine Rolle mehr spielt, dient das Tun der Herde als Orientierung für die eigene Marktaktivität.

Trittbrettfahren | Obwohl dies vielleicht nicht in aller Deutlichkeit gesagt werden sollte, sind klassische Indexinvestoren Trittbrettfahrer von aktiven, Aufwand für aktive Analyse betreibenden Investoren.

Indirektes Eigentum | Indexinvestoren haben nicht die gleiche Haltung den gehaltenen Firmen gegenüber, wie Investoren, welche sich eine Aktie oder eine Obligation bewusst ins Depot legen. Sie können beispielsweise ihre Stimmrechte nicht aktiv wahrnehmen und ihre Stimmen versinken so im Meer der vielen, man darf sagen, gleichgültigen und anonymen Investoren.

Für den Investor stellt sich also die Frage, ob er lieben einen Korb an ausgewählten Kirschen kaufen möchte, oder ob er einfach die ganze Ernte kauft.

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